Besuch bei Schwester Theresitta und Schwester Jerome in Indien

Besuch bei Schwester Theresitta und Schwester Jerome am 23. und 24.10.2019

23.10.2019

Das Wetter ist regnerisch, schon seit Tagen. Der angebaute Reis braucht aber jetzt Sonne. Sie haben Angst, dass die Pflanzen in der Feuchtigkeit eingehen. Normalerweise endet die Regenzeit spätestens am 7. Oktober. Ist der viele Regen Ende Oktober auch ein Ergebnis des globalen Klimawandels aufgrund der rasanten Erderwärmung?

Zur Geschichte des Childrens‘ Home:

Michael Schneider (Sohn des ersten Schulleiters des Euregio-Gymnasiums Werner Schneider) und Gustav Quade aus Bocholt sind 1973 als Studenten während ihrer Indienreise auf Sr. Theresitta getroffen, die sich, da sie deutsch sprechen konnte, um sie gekümmert hat. Sr. Theresitta hatte zuvor eine Krankenpflegeausbildung in Österreich absolviert und dort auch Deutsch gelernt. Davor war sie im Konvent in Vasai (nähe Mumbai), wo sie auf Sr. Jerome gestoßen war. Gemeinsam hatten sie als junge Schwestern beschlossen, dass sie nicht im Konvent leben wollten, sondern dass sie etwas für die Menschen in Indien tun wollten. Da haben sie das Waisenhaus gegründet, zunächst nur eine kleine Wellblechhütte ohne Wasser und Strom. Sr. Theresitta, 73 J. (geb. 1946) und Sr. Jerome, 68 J. (geb. 1951).

Heute haben sie Kinder im Alter von 6-18 Jahren. Früher haben sie auch Findelkinder-Babys aufgenommen. Das ist aber vom Staat verboten worden, da (anderenorts) Geschäfte durch die Vermittlung von Babys nach Europa oder in die USA gemacht worden waren. Säuglinge und Kleinkinder dürfen heutzutage nur noch von drei staatlich kontrollierten Einrichtungen im Staat Maharaschtra aufgenommen werden.

Die Kinder, die heute dort leben, haben meist eine harte Lebensgeschichte hinter sich und waren traumatisiert, z. B. durch exzessive Gewalt in der Familie. Die Schwestern versuchen ihnen mit viel Liebe eine Familie zu geben und sie auch mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen und ihnen eine Schulbildung zukommen zu lassen. Sie sind wie eine große Familie. (Die Einrichtung hat zwar das Wort „Ashram“ im Namen, aber nur aus formalen Gründen. Sie verstehen sich eher als „Home“). Die Kinder dürfen die Schwestern nennen, wie sie möchten, z. B. „babu“ (Papa) oder „mummy“ (Mama).

Bei den Tanzaufführungen am selben Abend und beim Verteilen der Geschenke und beim Spielen konnten wir beobachten, wie liebevoll und Rücksicht nehmend die Kinder und Jugendlichen (15 Mädchen, 4 Jungen) miteinander umgingen. Weitere 5 ältere Kinder werden in einer Außenwohngruppe von einer Caretaker betreut.

Die beiden Schwestern sind trotz ihrer fortgeschrittenen Jugend noch sehr fit und aktiv. Sr. Theresitta hat z.B. auf der Bühne sehr sportlich mitgetanzt. Über ihre Nachfolge machen sie sich keine Gedanken. Sie sagen, dass er (Gott) sie an diese Stelle gesetzt habe und dass er dafür sorgen werde, dass es nach ihnen weitergeht.

Die Lebensgeschichten der Kinder haben uns sehr berührt und der Mut der Schwestern hat uns sehr beeindruckt; z.B. durch das Vorgehen gegen einen gewalttätigen Vater, der sein Kind zurückhaben wollte, durch ihre Standhaftigkeit gegenüber staatlichen Stellen oder korrupten Staatsbediensteten. Sie sind immer sehr mutig für die Kinder eingestanden.

Es gab einen sehr großzügigen Spender, der ihnen das Land neben ihrem Hauptgebäude überlassen und überschrieben hatte. Kurz nach der großzügigen Spende ist er plötzlich verstorben. Heute befinden sich auf dem Gelände ein Gebäude mit Schlafräumen und zwei großen Sälen sowie ein Tagungsgebäude für den interreligiösen Dialog mit 51 Zimmern (Belegung mit max. 102 Personen). Auch der Bischof hat die Gründung und den Bau des Zentrums für den interreligiösen Dialog unterstützt. Die Verwaltung des Zentrums (z.B. Terminplanung) wird auch von den Schwestern geleistet. Es wurde am 06.12.2014 eingeweiht.

Ein Teil des Grundstückes wird für die Anlage eines Gartens, für einen geplanten Hühnerstall und für ein Spielfeld für die Kinder vorgesehen. Blumen und einige Hühner gibt es schon. Der Gemüseanbau (biologisch) ist in Planung und ein Projekt des Bewohners Melroy.

Das Projekt „Fischteich“ ist das erste Projekt, welches aus technischen Gründen nicht umgesetzt werden konnte. Bei Starkregen spült die Folie nach oben. Man müsste den ganzen Teich mit Beton auskleiden. Das wäre wohl zu teuer.

24.10.2019

09:00 Uhr Frühstück in Sr. Theresittas Esszimmer. Hier wird auch geschlafen.

Ich überreiche unsere Donation (1.000 €) von „Eine Welt durch Bildung e.V.“ Julika schreibt eine Bestätigung über die Übergabe von … an … durch… für „welfare of the children and for the trust“. Ich übergebe ihr als Beleg die Kopie meines Reisepasses.

Dann bekommen wir eine Führung von Sr. Theresitta über das gesamte Gelände. Sie zeigt uns auch das interreligiöse Zentrum. Es bietet 51 Zimmer für max. 102 Menschen und einen Speiseraum für 50 Personen. Darunter, quasi im Keller, befindet sich eine große Küche, die gut von außen beliefert werden kann. Fotos von Kongressen zeigen, wie schön das alles hergerichtet werden kann. Die eigentliche Tagung findet bei solchen Gelegenheiten im Innenhof unter freiem Himmel statt.

Am 7. Juli 2019 hat ein Cyclon innerhalb von fünf Minuten das komplette Dach des Zentrums abgedeckt. Inzwischen ist es erneuert worden. Die abgedeckten Platten liegen noch gestapelt im Garten.

Auf ausgehängten Fotos in der großen Assembly-Hall erkenne ich Hermann Reßing.

Beim weiteren Rundgang passieren wir die Stelle, an der sie Melroy erlauben wollen, in biologischem Anbau Gemüsebeete anzulegen und einen Hühnerstall instand zu setzen und zu betreiben.

Nach einer Pause geht es um 13.30 Uhr weiter mit Mittagessen für Julika und mich. Die anderen sind schon fertig. Es gibt reichlich und gutes, schmackhaftes Essen, sowohl vegetarisch als auch angereichert mit Hühnchen.

Deepak kommt an, ein ehemaliges Mitglied der Wohngruppe (fast 23 Jahre alt), ein smarter junger Mann, von dem wir am Morgen schon ein paar Kurzvideos in TikTok gesehen haben (lustige kleine Videos z.B. über die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten eines umbrellas; Melroy aus der Wohngruppe war auch daran beteiligt.).

Julika und ich schreiben uns ins Gästebuch und bekommen einen Umschlag mit einem Dankesbrief an Stefanie von Sr. Jerome und die Spendenquittung überreicht. Er enthält auch zahlreiche von den Kindern angefertigte Zeichnungen und Gemälde mit Weihnachtsgrüßen für unsere Schülerinnen und Schüler. 

Die Schwestern werden weiterhin von den Familien Schneider (Arzt in Augsburg) und Quade (Königswinter, Bonn) bzw. von dortigen Kirchengemeinden unterstützt.

(z.B. Frau Dr. Annegret Quade, geb. Klein-Hitpaß, Zur Bungertshecke 6, 53639 Königswinter)

Verfasst von:

Christoph Schultheiß, 24.10.2019

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